Bedenkliche Gesprächsverweigerung

ETH-Pr?sident Lino Guzzella verurteilt in seinem Kommentar die Attacke auf einen Pflanzenz¨¹chtungs-Kongress an der ETH Z¨¹rich.

Symbolbild konventionelle Pflanzenzüchtung
Schon seit langem ver?ndern Menschen Nutzpflanzen durch gezielte Z¨¹chtung. (Symbolbild: flickr.com/creative commons)

?Je ne suis pas d'accord avec vous, mais je me battrai pour que vous puissiez le dire.?

Auch wenn dieser Satz wohl nie genau so von Voltaire ausgesprochen wurde, fasst er doch sehr gut seine Gedanken zusammen und formuliert damit eine der wichtigsten Errungenschaften der Aufkl?rung: Das Recht zur freien Meinungs?usserung und das Primat des Arguments ¨¹ber die Gewalt. Beide Grundprinzipien wurden gestern an der ETH Z¨¹rich von anonym auftretenden Personen gebrochen. Das ist inakzeptabel. Die ganze ETH und die Gemeinschaft aller Forschenden verurteilt geschlossen solche Attacken.

Die externe SeiteEucarpia ist eine seit 60 Jahren bestehende Organisation, die sich der Wissenschaft der Pflanzenz¨¹chtung widmet. Alle drei Jahre f¨¹hrt sie einen Kongress durch, an dem neuste Resultate pr?sentiert und daraus abzuleitende Fragestellungen diskutiert werden. Kartoffeln, Fr¨¹chte, Futtergr?ser und viele andere f¨¹r die Menschheit zentralen Nahrungsmittel werden wissenschaftlich untersucht und Verbesserungen f¨¹r deren Herstellung vorgeschlagen. Zentrale Fragen sind die Steigerung der Ertr?ge bzw. des N?hrwerts und die gleichzeitige Reduktion des Einsatzes von Pestiziden, D¨¹ngemitteln und Wasser.

ETH-Präsident Lino Guzzella. (Bild: ETH Zürich)
ETH-Pr?sident Lino Guzzella. (Bild: ETH Z¨¹rich)

Angesichts der Tatsache, dass viele Menschen auf unserer Erde unter- oder fehlern?hrt sind, sind die von dieser Gemeinschaft erarbeiteten Resultate zweifellos von grosser Bedeutung. Speziell in ?rmeren Weltgegenden, in denen die Bev?lkerung stark w?chst, sind die Ergebnisse f¨¹r die Lebenssituation dieser Menschen unmittelbar relevant und jeder Fortschritt ist zu begr¨¹ssen.

Die ¨¹ber 400 Teilnehmenden der Konferenz kommen aus vielen L?ndern der Welt und stellen ihre Intelligenz und ihre Energie in den Dienst der Wissenschaft der Pflanzenz¨¹chtung. Die dabei verwendeten Methoden gehen von molekularbiologischen Grundlagen bis hin zum Feldversuch auf Bauernh?fen. ?ltere erfahrene Kolleginnen und Kollegen und junge mit Begeisterung an die Probleme herantretende Forscherinnen und Forscher wollten einen wissenschaftlichen Dialog f¨¹hren, kontroverse Fragen miteinander diskutieren und neue Theorien und experimentelle Erkenntnisse austauschen.

All dies wurde durch eine kleine Gruppe von Personen gewaltsam verhindert, indem diese in das Auditorium Maximum eindrangen,         Kongressteilnehmer mit F?kalien bewarfen und Sachsch?den anrichteten. Statt sich der Diskussion zu stellen, ihre Argumente der Validierung durch das Experiment zu unterwerfen, andere Argumente und Erkenntnisse anzuh?ren und diese kritisch zu analysieren, haben diese Personen den Dialog unter friedlichen Menschen gewaltsam abgew¨¹rgt.

Krawall und das Verbergen des Gesichts und der Meinung in der Anonymit?t widersprechen der Idee eines konstruktiven Dialogs fundamental. Die komplexen Themen der Weltern?hrung und der Weiterentwicklung der Landwirtschaft werden an der ETH facettenreich und kritisch diskutiert. Dieser Dialog und konstruktive Meinungsaustausch muss weitergehen.

Ich appelliere an alle Forschenden, sich solchen Tendenzen und Entwicklungen, wo immer sie stattfinden, entgegenzustellen. Die ETH ist wie alle Hochschulen ein Ort des freien und respektvollen Gedankenaustausches, ein Ort, wo das experimentell validierte Argument z?hlt, ein Ort schliesslich, an dem an L?sungen f¨¹r die Probleme der Menschheit gearbeitet wird. Das muss so bleiben.

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert